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Imaginäre Aufstellungen

Meine Neugier, verbunden mit Zweifeln an der Methode ließ mich an einer Gruppenfamilienaufstellung teilnehmen. Im Stuhlkreis saßen Menschen, die sich nicht kannten. Eine Frau hatte ein Anliegen und die Leiterin bat die Frau in den Stuhlkreis zu gehen und jeweils einen Teilnehmer*In für ihre Eltern und ihre Schwester auszuwählen. Ich wurde für ihre Schwester ausgewählt und ging in die Mitte. Ich empfand einen große Abneigung zu „meiner“ Schwester. Die Frau bestätigte, dass das in der Realität genauso war und sie berichtete, dass es inhaltlich um einen langjährigen Streit zwischen den Schwestern ging. Durch die Führung der Leiterin fühlte es sich nach einer Zeit stimmig an, die Entschuldigung der Schwester anzunehmen und ihr zu vergeben.

In der zweiten Runde hatte ein Mann ein Anliegen und auch er bat mich darum für seine Schwester zu stehen. Sogleich dachte ich: „das kenne ich ja schon.“ Zu meinem Erstaunen empfand ich zu „meinem“ Bruder eine liebevolle Zugewandtheit und auch dieses Gefühl wurde bestätigt. So lernte ich, dass wohl jeder solche Empfindungen spüren kann und die Methode seltsamerweise funktioniert. Wir sind alle auf der geistigen Ebene miteinander verbunden. Hier zeigt es sich und das Heilsame ist, dass z.B. die Vergebung der Schwestern im Außen, in der Realität positive Auswirkungen hat. Als die Frau mit dem Anliegen abends nach Hause kam, wurde sie von ihrer Schwester überraschenderweise liebevoll begrüßt.

Die imaginative Familienaufstellung ist ein äußerst wirkungvoller Weg, um für sich selbst die Regie für eine positive Beeinflussung und Prägung des Erwachsenen – Daseins zu übernehmen. Unsere Familie und unsere Familiengeschichte begleiten uns ein ganzes Leben. Ob bewusst oder unbewusst werden hierdurch Verhaltensweisen bzw. Vorstellungen geprägt, die uns stärken aber auch schwächen können. Damit belastende Beziehungsgeflechte aufgelöst werden, wird die Familie imaginär – also rein in Gedanken – im Raum aufgestellt und analysiert. Das wird Gehirn angeregt, die Situationen neu zu überdenken und für verschobene Wahrnehmungen, Blockaden und Ängste neue Strategien zu entwickeln. Wir können solche Blockaden leider meist nicht aus uns selbst heraus überwinden. Wir fahren auf eingefahrenen Gleisen und sind nicht in der Lage unsere Wege frei und neu zu finden. Gewohntes zu verlassen, löst Ängste aus. Hindert die Angst mich vor anstehenden Schitten, die dringend überfällig und notwendig sind, oder kann ich mir die Angst zum Diener machen, der mich vor Gefahren warnt und mich auf meine Potentiale hinweist? Solange ich heute noch in Rollen aus meinem vorgelebten Familiendrama schlüpfe, bin ich nicht frei, mich und meine Potentiale zu verwirklichen.
Es macht also Sinn, seine eigenen Muster zu betrachten, wahrzunehmen und zu fragen: Was dient heute noch meinem Wohlergehen, oder was tut mir jetzt nicht mehr gut? Gibt es Situationen, in denen ich wieder zum Kind werde und gehorchen muss oder mit Trotz reagiere? Das Erkennen und anschließende Bearbeiten dieser Muster können den Raum für neues Erkunden und Leben der eigenen Potentiale schaffen – in Leichtigkeit…